"Meine" Bücher:
Klappentext: Die
Arapaho sind eine jener nordamerikanischen Ethnien der High Plains, deren
Lebensweise von der Bisonjagd bestimmt war, als sie um 1800 erstmals mit den
Europäern in Kontakt kamen. Die populärwissenschaftliche Literatur hat die
Arapaho jedoch weitgehend ignoriert und ins Dunkle versetzt. Selten werden
sie als eigenständige Ethnie berücksichtigt und meist nur im Dreigespann der
"Lakota, Cheyenne und Arapaho" erwähnt. Das trifft zumindest auf
die deutschsprachige Literatur über die Ureinwohner Nordamerikas zu, während
einige englischsprachige Werke die durchaus bemerkenswerten Seiten ihrer
Kultur und Geschichte zeigen, denn die Arapaho gehörten zu den ersten
Stämmen, die als Bisonjäger in die Plains übersiedelten, und sie
unterschieden sich in Sprache, kultureller Tradition, gesellschaftlicher
Verfassung und Geschichte durchaus von anderen Bewohnern der Plains.
Vorliegendes Buch soll diese Lücke schließen und zeichnet die Kultur und
Geschichte von den erkennbaren Anfängen bis in die Gegenwart nach.
Rezension von Peter
Bolz in der Zeitschrift Amerindian Research
2023-02: Bei dem
vorliegenden Buch handelt es sich um eine Stammesmonographie im besten Sinne
des Wortes. Als Grund, sich speziell mit den Arapaho zu beschäftigen, nennt
Oeser in seiner Vorbemerkung, dass diese in der populärwissenschaftlichen
Literatur "weitgehend ignoriert und ins Dunkle versetzt" wurden.
Der Autor verfolgt somit die Absicht, Kultur und Geschichte der Arapaho für
ein deutsches Publikum anschaulich und umfassend zu erhellen. Allein die ersten
Kapitel zu Herkunft, Sprache und früher Geschichte der Arapaho sind eine
Fundgrube an Detailwissen, die man jedem "Indianerfreund" ans Herz
legen möchte, der noch immer glaubt, die Indianer der Prärien und Plains
hätten jahrhundertelang friedlich und im Einklang mit der Natur gelebt, bis
die Europäer kamen und sie aus diesem Paradies vertrieben haben. Die Realität
der frühen Wanderungen und intertribalen Kämpfe um
die besten Ressourcen sah jedoch ganz anders aus! Und nebenbei erfährt man noch,
dass das berühmte Fort Laramie nach dem französischen Pelzjäger Jacques La
Ramie benannt wurde, der 1821 dort in der Nähe von Arapaho getötet wurde. Da zu den Arapaho
glücklicherweise eine umfangreiche englischsprachige Literatur vorliegt, zu
deren Autoren Klassiker wie George A. Dorsey und Alfred L. Kroeber gehören,
besitzt Oeser sehr verlässliche Grundlagen zur Darstellung der sozialen
Struktur, der Ökonomie und der Religion der Arapaho. Dazu sei bemerkt, dass
die jeweiligen Autoren ihre Berichte auf der Grundlage der so genannten
"Memory Ethnology" abgefasst haben. Das
heißt, sie haben in der frühen Reservationszeit vorwiegend ältere Leute
(meist Männer) nach dem "traditionellen" Leben ihrer Vorfahren
befragt, um damit einen Ausschnitt aus einer Zeit festzuhalten, der
vermeintlich der voreuropäischen Lebensweise dieser Menschen entsprach, bevor
ihre Kultur vom Eindringen der Europäer dramatisch verändert wurde. Vor allem
die Mythologie und das religiöse Brauchtum, in dessen Mittelpunkt der
Sonnentanz steht (von den Arapaho als "Offerings Lodge"
bezeichnet), wurde dabei in allen Einzelheiten festgehalten. Gleichzeitig
wurden umfangreiche Sammlungen ihrer materiellen Kultur angelegt, die sich
heute in den großen Museen für Natur- und Kulturgeschichte der USA befinden. Den größten Raum in
Oesers Monographie nimmt verständlicherweise die Geschichte der Arapaho von
den ersten Begegnungen mit den weißen Einwanderern bis zum Ende des 20.
Jahrhunderts ein. Bereits in seinem Vorwort hatte Oeser betont, dass die
Arapaho keine Erinnerung an die Zeit haben, bevor sie in den Besitz von
Pferden gelangten. Daher beginnt ihre früheste Geschichte erst zu Beginn des
19. Jahrhunderts mit den Berichten der ersten Pelzhändler. Dabei
durchleuchtet Oeser die Beziehungen zu den Einwanderern, die mit den USA
geschlossenen Verträge und die getrennten Wege der Southern und der Northern
Arapaho in ihre jeweiligen Reservationen. Dazu hat Oeser sehr anschauliche
Karten beigefügt, die die historischen Ereignisse verdeutlichen. Viele Darstellungen
zur indianischen Geschichte enden mit dem Beginn des Reservationsdaseins,
doch dabei wird vergessen, dass die Reservationszeit inzwischen mehr als 150
Jahre andauert, länger als die so "abenteuerlichen" kriegerischen
Auseinandersetzungen auf den Plains. Und jede Reservation besitzt ihre
eigene, unverwechselbare Geschichte, so auch die der beiden getrennten
Arapaho-Gruppen, die von Bisonjägern zu Landwirtschaft betreibenden Farmern
umerzogen werden sollten. Diese strikten ökonomischen Veränderungen führten
zu einer Protesthaltung, die sich um 1890 im Geistertanz entlud. Die Northern
Arapaho, die sich gemeinsam mit den Shoshone auf der
Wind River Reservation in Wyoming ansiedelten, gerieten in Fragen der
Landaufteilung mit ihrem Nachbarstamm in Konflikt, während die Southern
Arapaho in Oklahoma das Problem der Auflösung ihrer Reservation im
"Indian Territory" zu bewältigen hatten. All diese
gesellschaftlichen und ökonomischen Veränderungen schildert Oeser sehr
detailliert, wobei der Zweite Weltkrieg nochmals entscheidende Veränderungen
mit sich brachte. Der Vergleich zwischen Southern und Northern Arapaho zeigt,
dass die traditionellen Aktivitäten in Oklahoma weitgehend verschwunden sind
und sich lediglich noch auf Powwows beschränken.
Daher reisen viele traditionell orientierte Arapaho im Sommer auf die Wind
River Reservation, um am Sonnentanz ("Offerings Lodge") der
Northern Arapaho teilzunehmen, der seit der "Retraditionalisierung"
von religiösen Zeremonien in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts einen
steten Zulauf zu verzeichnen hat. Oeser hat mit seinem Buch eine sehr
detailreiche und trotzdem gut lesbare und verständliche Stammesmonographie
vorgelegt, die die weit verstreuten amerikanischen Quellen übersichtlich
zusammenfasst und damit für deutsche Leser auf vorbildliche Weise zugänglich
macht.
Rezension von Dietmar
Kügler in der Zeitschrift Magazin für Amerikanistik 4/2022: Die Arapaho-Indianer
standen immer ein wenig im Schatten der Cheyenne, ihrer großen Verbündeten.
Sehr richtig schreibt der Autor dieser lange überfälligen
Studie: Die Arapaho sind eine jener nordamerikanischen Ethnien der
High Plains, deren Lebensweise von der Bisonjagd bestimmt war, als sie um
1800 erstmals mit den Europäern in Kontakt kamen. Die
populärwissenschaftliche Literatur hat die Arapaho jedoch weitgehend
ignoriert und ins Dunkle versetzt. Selten werden sie als eigenständige Ethnie
berücksichtigt und meist nur im Dreigespann der "Lakota, Cheyenne und
Arapaho" erwähnt. Das trifft zumindest
auf die deutschsprachige Literatur über die Ureinwohner Nordamerikas zu,
während einige englischsprachige Werke die durchaus bemerkenswerten Seiten
ihrer Kultur und Geschichte zeigen, denn die Arapaho gehörten zu den ersten
Stämmen, die als Bisonjäger in die Plains übersiedelten, und sie
unterschieden sich in Sprache, kultureller Tradition, gesellschaftlicher
Verfassung und Geschichte durchaus von anderen Bewohnern der Plains. Rudolf Oeser hat sich
in den letzten Jahren als Kenner der Plainsindianerkultur
einen Namen gemacht. Schon der strukturelle Aufbau seines Buches zeigt eine
sorgfältige Beschäftigung mit dem Thema und sein Bemühen, der immer wieder
übersehenen Bedeutung der Arapaho entgegenzutreten und ihren Beitrag zur Plainskultur Gerechtigkeit widerfahren zu lassen. Dieses nun
vorliegende Buch soll die entstandenen Lücken schließen. Es zeichnet die
Kultur und Geschichte von den erkennbaren Anfängen bis in die Gegenwart nach. Die wenigsten
Menschen, die durch den Norden Wyomings reisen und die Wind River Reservation
streifen wissen, dass nicht nur die Shoshone ihre
Heimat haben, sondern dass die Arapaho mehr oder weniger als
"Verlegenheitslösung" mit untergebracht wurden. Eine
Ungerechtigkeit, die nie wieder gut gemacht wurden. Von der
Schöpfungsgeschichte bis ins 20. Jahrhundert hat Oeser den Weg der Arapaho
penibel dokumentiert. Er hat eine hervorragende Arbeit geschaffen, die man
nur mit Gewinn lesen kann. Eines der besten Indianerbücher seit Jahren. Sehr
empfehlenswert!
Die Kultur und
Geschichte der Indianer Nordamerikas wird in diesem Buch anhand von über 700
Ansichtskarten gezeigt und mit Texten beschrieben. Im "Goldenen
Zeitalter" der Ansichtskarte zu Beginn des 20. Jahrhunderts war
Deutschland ein Zentrum der Postkartenproduktion. Jährlich wurden über 20 000
Tonnen gedruckte Postkarten in die Vereinigten Staaten geliefert, darunter
eine Vielzahl mit Indianermotiven. Die oft seltenen, sonst nirgends
publizierten Motive wurden rasch zu begehrten Sammlerobjekten und blieben auf
diese Weise bis in die Gegenwart erhalten. Sie vermitteln uns einen Einblick
in die Vielfalt der indianischen Kulturen Nordamerikas.
Rezension von Dietmar
Kügler in der Zeitschrift Magazin für Amerikanistik 4/2018: Es gibt Bücher von
denen man gelegentlich träumt, von denen man aber annimmt, daß sie niemals erscheinen. Manchmal jedoch werden solche
Träume wahr, und dann erscheint ein derartig besonderes Buch. So wie in
diesem Fall Das vorliegende Werk
aus der Feder von zwei leidenschaftlichen Fachkennern ist eine wahre Pracht.
Schon das Durchblättern macht geradezu atemlos. "Indianer"
waren immer ein ungemein populäres Thema in Deutschland. Besonders vom 19.
Jahrhundert bis in die 1950er Jahre hinein. Ab dann gab es immer mal wieder
"Wellen" von unterschiedlicher Intensität. Bilder von Indianern
waren daher immer gefragt. Sie lösten Träume aus. Von einem freien Leben auf
weiten Prärien. Von Nächten am Lagerfeuer unter einem gewaltigen Sternenhimmel.
Sie vermittelten Romantik und Abenteuer. Die Wirkung solcher Bilder ist noch
immer nicht verblaßt. Auch in den USA waren
Postkarten mit indianischen Motiven gesucht. Vor allem zur Zeit der großen
Wild West Shows, von Buffalo Bill über Pawnee Bill bis zur 101
Ranch Real Wild West - sie und viele andere tourten mit echten Indianern
durch Nordamerika, Kanada und den Rest der Welt. Das war zu einer Zeit, als
man auch in den USA überzeugt war, daß die
Indianervölker untergehen würden. Fotopostkarten, häufig damals noch
handkoloriert, gehörten zum Marketing dieser Shows. Millionen von Besuchern
nahmen sich die bunten Bildchen mit nach Hause - in Zeiten vor Film und
Fernsehen das einzige Medium, das die exotischen Gestalten aus dem Fernen
Westen konservieren konnte. Was den vielen
Käufern vermutlich gar nicht so bewußt war - die
allermeisten dieser Postkarten waren in Deutschland gedruckt worden.
Deutschland war in jener Zeit führend in der Druckindustrie. Das Land von
Johannes Gutenberg beherrschte diesen Markt nahezu weltweit. Amerika lag
diesbezüglich technisch weit zurück. Deutschland spielte in diesem
Zusammenhang damals eine Rolle wie heute asiatische Herstellungsbetriebe.
Jährlich wurden über 20.000 Tonnen Bildpostkarten in die USA geliefert. Der
Rezensent selbst erinnert sich, als er vor rd. 40 Jahren erstmals
Original-Postkarten der Buffalo Bill Show in die Finger bekam, daß er von dem Aufdruck "Made in Germany"
irritiert war. Siegfried Jahn ist
vor allem als Kenner der östlichen Indianervölker bekannt geworden. Für
dieses Buch hat er seine Schatztruhe geöffnet. Was dieser Band bietet, ist
nur ein kleiner Teil seiner gesamten Sammlung. Es ist eine absolut grandiose
Dokumentation in vielfacher Hinsicht. Da ist einmal die Geschichte der
Bildpostkarte im Allgemeinen. Da ist die Geschichte der Druckindustrie. Da
ist die Geschichte der Völkerschauen und frühen Wild West Shows. Und da sind
die Postkarten als frühe fotografische Zeugnisse der Indianerkulturen, die -
zumindest teilweise - heute sogar wissenschaftlich-völkerkundliche Bedeutung
haben. Dieses Buch ist nicht
nur eine visuelle Freude, sondern ein kulturelles Denkmal. Es ist die
Bewahrung eines physischen und geistigen Erbes von zeitlosem Wert. Eine
dauerhafte Konservierung von Wissen. Und damit ist es ein Musterbeispiel für
das, was ein Fachbuch sein sollte. Der Anspruch der
Autoren an sich selbst war offensichtlich hoch. Die Struktur des Werkes ist
überzeugend, wie schon die Kapitelüberschriften belegen: - Postkarten und ihre
Geschichte / Fotografie und Drucktechnik / Deutschland als ein Zentrum der
Ansichtskartenproduktion - Indianerkriege und Vertreibung - Familienleben der
Indianer, Frauen und Kinder, Leben in Tipis, Brauchtum, Kunsthandwerk, Jagd
und Nahrungszubereitung, religiöses Brauchtum, Tänze und Bestattung,
Dorfleben und Totempfähle - Indianerstämme: Abenaki, Micmac, Maliseet, Iroquois, Menominee, Ojibwa, Ottawa,
Potawatomi, Sauk und Fox, Seminole, Cherokee, Sarcee, Assiniboin und Stoney,
Blackfoot, Cheyenne und Arapaho, Crow, Gros Ventres,
Plains Cree, Sioux (Dakota und Lakota, Häuptling Sitting
Bull), Comanche und Kiowa, Osage, Kansa / Kaw, Oto,
Ponca, Pawnee, Nez Percé, Cayuse, Yakima, Umatilla und Kalispel, Flathead, Spokane,
Shoshone, Paiute, Ute, Maricopa,
Mojave, Havasupai, Walapai,
Pima und Papago, Apache,
Navajo - Neue Zeiten - Das 20. Jahrhundert: Indianer-Musiker, Souvernirherstellung für Touristen, Schaudörfer, Musa
Isle Indian Village, Tropical Hobbyland, Indianer in Tierpark, Zirkus und
Ausstellungen, Buffalo Bill's Wild West,
Zirkusaufführungen und "Völkerschauen" Dieses Werk ist eines
der schönsten und inhaltsreichsten populären Indianerbücher, die in den
letzten Jahren in Deutschland erschienen sind. Eine grandiose Leistung der
Autoren, aber auch eine bewundernswerte Leistung des Verlags - so ein
aufwändiges Buch zu produzieren ist angesichts der Zustände auf dem heutigen
Buchmarkt aller Anerkennung wert. Dieses Buch sollte
Erfolg haben. Es ist in jeder Beziehung verdient. Der Kauf ist höchst
empfehlenswert.
Rezension von Monika Seiller in der Zeitschrift Coyote Nr. 118 - 2019: Während heute
Postkarten meist als Werbeträger oder Veranstaltungsinfos, aber auch als
gelegentlicher Urlaubgruß präsent sind, waren sie in Zeiten vor Internet und
SMS nicht nur ein wichtiges Kommunikationsmittel, sondern auch seit Anbeginn
ein Sammlerobjekt, das mitunter ganze Sammelalben füllte – zumeist mit einem
Themenschwerpunkt. Siegfried Jahn hat sich auf "Indianerpostkarten"
spezialisiert. 700 seiner Sammlerobjekte hat der ehemalige Buchhändler aus
Leipzig im prächtigen Band „Indianer Nordamerikas auf historischen
Postkarten“ veröffentlicht, den er zusammen mit dem Zwickauer Historiker
Rudolf Oeser, Mitherausgeber der „Amerindian
Research“ verfasste. Neben einer
Einführung in die Geschichte der Postkarten und deren Herstellung
untergliedern sich die einzelnen Kapitel nach Kulturkreisen bzw. Regionen wie
etwa Nordwestküste, Plains oder Subarktis. Ein eigenes abschließendes Kapitel
widmet sich dem 20. Jahrhundert mit seinen Ausstellungen, Wild-West-Touren
und "Völkerschauen", aber auch der gezielten Produktion von
Postkarten als Souvenirs. Einführend erläutern
die Autoren die technische Entstehungsgeschichte der Postkarte und deren
wachsende Verbreitung, die manch kuriose Blüten trieb. Wer hätte schon
gewusst, dass selbst "Indianerpostkarten" für den amerikanischen
Markt in Deutschland produziert wurden, die dann wiederum von Reisenden in
den USA gekauft und nach Europa versandt wurden. Mit der technischen
Weiterentwicklung und Vereinfachung der Druckverfahren wuchs der Markt rasch
bis zu seinem Höhepunkt um 1900. Befördert wurden das Interesse und der
Verkauf von Postkarten durch die Vielzahl an Auswanderern in die USA, die
mittels Postkarten den Kontakt zur alten Heimat und Familie hielten – oder
sich gar noch in Europa vor der Auswanderung ein erstes Bild ihrer künftigen
Heimat verschafften. Zudem wuchs mit dem technischen Fortschritt und
moderneren Verkehrsmitteln auch die Zahl der Reisenden in den USA, die vor
der Erfindung von Selfies die Postkarten auch als Souvenir mit nach Hause
brachten. Die Einführung in die Geschichte der Postkarte ist knapp, aber
informativ gehalten und erlaubt manche interessanten Einblicke. Jahns
Postkartensammlung beeindruckt nicht nur mit der schieren Zahl und Opulenz,
sondern überrascht durch ihr breites Spektrum, das eben nicht nur mit den
üblichen Häuptlingsdarstellungen und "Prärie-Idylle" aufwartet,
sondern geradezu eine ethnologische Gesamtschau der indianischen Kulturen in
all ihren Facetten bietet. Sicherlich ist auch die Begeisterung für diese
Postkarten Ende des 19. / Anfang des 20. Jahrhunderts auf das Interesse an
der "Vanishing Race"
zurückzuführen, da der Betrachter bzw. Käufer schon damals ahnte, dass die
dargestellten Kulturen bereits vielfach der Vergangenheit geweiht waren und
bald großen Umwälzungen ausgesetzt sein würden. Ganze Postkartenreihen
thematisierten die "Letzten ihres Volkes“. Ethnologen wie Franz Boas, der
sich früh gegen den Rassismus in den USA wandte, oder auch Photographen wie
Curtis oder Edison waren sich bewusst, dass sie das Erbe dieser Kulturen
bewahren mussten, bevor sie der Dominanz der amerikanischen (oder auch
kanadischen) Gesellschaft zum Opfer fallen würden. Viele ihrer Photographien
wurden – neben Reproduktionen von Zeichnungen – als Postkarten gedruckt und
fanden großen Anklang. Tatsächlich sind die
abgebildeten Postkarten von hohem historischem Wert, denn so widmen sich
ganze Serien Alltagsgegenständen, Behausungsformen, Bekleidung, Brauchtum
oder Handwerkskunst bis hin zum Familien- oder Sozialleben oder zeremoniellen
Festen und Tänzen und bieten damit einen umfassenden Einblick in den Alltag
der indigenen Völker und Kulturen in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts
bis in die Anfänge des 20. Jahrhunderts. Zugleich unterziehen
die Autoren die Darstellung "der Indianer" einem kritischen Blick,
denn natürlich waren auch damals die Indigenen Projektionen und
Stereotypisierung ausgesetzt, die nicht selten rassistische, mitunter auch
einfach kitschige Züge annahmen, z. B. eine Postkarte mit dem Untertitel
"Will you be my squaw?", der
romantischen Verklärung dienten wie die zahlreichen
"Hiawatha"-Postkarten oder gar der Rechtfertigung des weißen
Expansionsdrangs dienten. Es gab sogar Postkarten von Little Bighorn und
"Custer's Battlefield", aber auch
historische Darstellungen der frühen Besiedlung bzw. Vertreibung und der
ersten Indianerkriege. Die Kapitel zu den
Kulturräumen sind in Unterabschnitte gegliedert, in den die verschiedenen
Völker kurz vorgestellt werden – und auch die Provinienz
der Postkarten erläutert wird. Zudem wird jede einzelne Postkarte
hinsichtlich Darstellung, Entstehung und Korrektheit der Zuschreibungen oder
Beschriftungen in kurzen Texten kommentiert. Häufig gab es Fehler in der
Zuschreibung der jeweiligen Personen oder indigenen Völker, vor allem in der
Schreibweise. Da – wie bereits anfangs erwähnt – viele der Postkarten in
Deutschland für den amerikanischen Markt produziert wurden, schlichen sich
immer wieder orthographische Fehler ein, da die Drucker vor einem Jahrhundert
natürlich der englischen Sprache nicht mächtig waren, Namen, Völker oder Orte
nicht kannten und daher falsch, schrieben. Ein eigenes Kapitel
bildet das frühe 20. Jahrhundert, denn mit dem Tourismus entfaltete sich die
Herstellung von Souvenirs und die ersten "Schaudörfer" wie das Musa
Isle Indian Village (Seminolen) oder das Tropical Hobbyland entstanden. Zudem
erfreuten sich Wild-West-Shows, Ausstellungen und Zirkusauftritte großer
Beliebtheit, was wiederum in Postkarten vermarktet wurde. Leider endet damit
die Darstellung der "Indianer Nordamerikas auf historischen
Postkarten", denn es wäre natürlich interessant, welches Spektrum die
Projektionen oder authentischen Abbildungen in der zweiten Hälfte des 20.
Jahrhunderts bzw. in der Gegenwart umfassen. Curtis-Postkarten sind in jedem
modernen Antiquariat stapelweise zu finden und das 19. Jahrhundert scheint zu
dominieren. Allenfalls gibt es ein paar Postkarten für Kindergeburtstage oder
Esoterikkitsch und vereinzelt vielleicht auch noch ein paar Winnetou- oder
besser Pierre-Brice-Fankarten bei Ebay, doch die Hochzeit der
Indianer-Postkarten ist vorbei. Umso verdienstvoller ist es, dass sich die
Autoren der Aufgabe angenommen haben, das breite Feld kompetent und eingehend
zu präsentieren, denn es handelt sich keineswegs nur um typisch deutsche
Indianerbegeisterung, sondern um einen aufschlussreichen Beitrag zur
Rezeption der "Indianer".
Rezension von Dietmar
Kügler in der Zeitschrift Magazin für Amerikanistik 1/2006: 2001 brachte der
Autor sein Buch "300 Kurzbiografien prominenter Indianer
Nordamerikas" heraus. Es wurde an dieser Stelle besprochen. Mühe und
Geschick des Verfassers wurden gewürdigt. Bei dem neuen Buch
handelt es sich um eine grundlegende Überarbeitung des ersten Bandes, und –
wie der Titel schon sagt – um eine bemerkenswerte Erweiterung. Neben
zahlreichen s/w-Abbildungen, sind nun auch Biographien von Personen
aufgenommen worden, die keine kriegerische Geschichte repräsentieren. Grund für die
vollständige Überarbeitung und Erweiterung waren kritische Anmerkungen
einiger Rezensenten und Leser zum ersten Band: Wer immer sich daransetzt,
eine Art "Lexikon" zu verfassen, begibt sich auf dünnes Eis. Kein
Mensch allein kann alle Quellen kennen, und neben den reinen Fakten spielen
bei vielen Ereignissen und Personen auch Interpretationen eine starke Rolle –
kurz: tatsächliche oder vermutete Fehler sind vorprogrammiert. Sie sollten
dann aber proportional zur Gesamtleistung gesehen werden. Bei derartigen
Büchern ist es nach Meinung des Rezensenten viel entscheidender, daß sich überhaupt jemand die Mühe macht, die Arbeit als
solche auf sich zu nehmen. Es mag schon sein, daß
sich bei 500 biografischen Skizzen fehlerhafte Daten einschleichen – das
ändert aber nichts daran, daß die Arbeit an sich
eine großartige Leistung darstellt und vielleicht auch motivierend auf andere
wirkt, Unstimmigkeiten aufzuklären, so daß
Recherchen angestellt werden, die ohne dieses Buch als Basis nie begonnen
worden wären. Dem Auto gebührt Dank
und Anerkennung, daß er mit Herzblut und Mühe ein
Nachschlagewerk geschaffen hat, das für jeden Indianerfreund eine nützliche,
schnell zu benutzende Quelle darstellt. |
Bitte informieren Sie
sich unter www.indianerkulturen.de im
Bereich "BÜCHER UND ZEITSCHRIFTEN"
oder auf der Seite www.amerindianresearch.de über
die deutschsprachige Quartalszeitschrift
"AMERINDIAN RESEARCH
– Zeitschrift für indianische Kulturen von Alaska bis Feuerland"
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